Zytostatika
(Chemotherapeutika)
Taxane
Texte aus: Handbuch Medikamente, Stiftung Warentest, Berlin, 3 Aufl. 2000
Handelsnamen von Medikamenten: Kursiv, D Deutschland, A Österreich
Taxane
Paclitaxel
D Taxol
A Taxol
Docetaxel
D Taxotere
A Taxotere
Paclitaxel und Docetaxel gehören zur Gruppe der Taxane. Sie werden halbsynthetisch aus Blättern der pazifischen Eibe (lat.: Taxus) gewonnen.
Die Mittel verhindern, dass sich bei der Zellteilung Eiweißbausteine miteinander vernetzen, so dass die neu entstandenen Zellen nicht auseinandergezogen werden können.Taxane sind in Deutschland erst seit Anfang 1996 zugelassen. Mittlerweile gehören sie bei verschiedenen Erkrankungen zur Standardtherapie.
Anwendung
Paclitaxel wird als Infusion über 1-24 Stunden im Abstand von 1-3 Wochen in die Vene geleitet. Sie dürfen das Mittel nur gefiltert und aus PVC-freien Infusionsschläuchen bekommen, weil das in Paclitaxel enthaltene Lösungsmittel die Weichmacher aus dem Kunststoff herauslösen kann.
Docetaxel wird alle 3 Wochen an 1-5 Tagen etwa 1 Stunde lang in die Vene infundiert. Wenn Ihre Leber nicht mehr richtig arbeitet, wird Docetaxel verzögert abgebaut. Dann müssen Ärztin oder Arzt die Dosis verringern.
Achtung
Wenn Sie aufgrund einer Zytostatikabehandlung nur sehr wenige weiße Blutkörperchen haben, dürfen Sie keine Taxane bekommen.
Bei schwer gestörter Leberfunktion dürfen Sie nicht mit Docetaxel behandelt werden.
Wenn Sie noch andere Medikamente oder Behandlungsmethoden erhalten oder erhalten haben, ist zu beachten:
- Paclitaxel kann die unerwünschten Wirkungen einer Strahlentherapie (z. B. sonnenbrandähnliche Hautschäden) nach deren Abschluß erneut hervorrufen (Recall-Phänomen).
- Wenn Taxane mit anderen nervenschädigenden Zytostatika (z. B. Cisplatin) kombiniert werden oder Sie aufgrund von Diabetes oder Alkoholkrankheit unter Nervenschäden leiden, steigt das Risiko, dass sich diese verschlimmern.
- Wenn Sie vorher mit Anthrazyklinen behandelt wurden, wirkt Paclitaxel stärker herzschädigend. Dann können massive Herzrhythmusstörungen auftreten.
Unerwünschte Wirkungen
Bei Paclitaxel fallen alle Körperhaare aus, auch Wimpern, Augenbrauen und Schamhaare.
Häufig, aber unbedenklich
Muskel- und Gelenkschmerzen, Wassereinlagerung (Ödeme). Das Ausmaß der Ödeme lässt sich verringern, wenn Sie vor der Infusion Glukokortikoid-haltige Medikamente bekommen. An den Beinen kann sich vorübergehend die Haut verhärten. Kribbeln, Taubheitsgefühle in den Fingern, so dass Ihnen das Schreiben, Nähen, Zuknöpfen oder Schuhebinden schwerfällt. Oft treten solche Nervenstörungen schon nach der 1. Infusion auf und verstärken sich während der Behandlung. Informieren Sie dann sofort Ärztin oder Arzt. Die Nervenstörungen legen sich meist innerhalb einiger Monate nach Ende der Behandlung, können teilweise aber auch bestehenbleiben.
Bei langfristiger Anwendung von Paclitaxel können die Blutfette (Cholesterin, Triglyzeride) ansteigen.
Docetaxel kann dazu führen, dass sich die Haut schuppt und rötet. Die Nägel können abblassen oder sich dunkel verfärben und gelegentlich auch ablösen. Informieren Sie dann Ärztin oder Arzt.
Häufig und gefährlich
Wenn Ihr Gesicht anschwillt, Ihnen schwindelig wird (weil der Blutdruck stark absinkt), Sie Luftnot haben (weil sich die Bronchien wie bei einem Asthmaanfall krampfartig zusammenziehen), sich Fingernägel oder Lippen blau färben (Zeichen für Sauerstoffmangel), sich auf der Haut ein Ausschlag bildet oder sie sich rötet, reagieren Sie überempfindlich auf den Wirkstoff oder dessen Lösungsmittel (Rizinusöl). Dann müssen Sie sofort Ärztin oder Arzt informieren. Solche Reaktionen lassen sich vermeiden, wenn Sie vor der Infusion ein Glukokortikoid-haltiges Medikament, ein bronchienerweiterndes Mittel (Beta-Sympathomimetikum) und den Wirkstoff Cimetidin bekommen.
Paclitaxel kann Herzrhythmusstörungen auslösen.
Selten, aber gefährlich
Bei hoher Dosierung von Docetaxel kann sich zwischen Lungen- und Rippenfell Wasser einlagern (Pleuraerguss), so dass Sie nur schwer atmen können. Bei Luftnot sollten Sie sofort Ärztin oder Arzt informieren.
Hinweise
Für Personen über 60 Jahre
Muskel- und Gelenkschmerzen sind oft stärker. Die meisten Kranken fühlen sich dann auch sehr schwach.
Stand: 22.06.2004